Die enorme Größe der Häuser ist einer der Gründe, aus denen Ordensgemeinschaften sich von ihren Liegenschaften trennen. Die jahrhundertealten Denkmäler haben teils über 300 Räume, in denen gebetet, gewohnt, gearbeitet, ausgebildet und versorgt wurde. Die Instandhaltung und der Betrieb können für die Nachnutzer entsprechend komplex ausfallen und sind aufgrund der besonderen Architektur der Häuser mit ihren langen und breiten Gängen kaum mit anderen Liegenschaften vergleichbar. Hinzu kommen Denkmalauflagen, die dauerhaft erfüllt sein wollen. Auch ist zu prüfen, ob Teilnutzungsrechte anderer Institutionen am Klostergebäude bestehen. Zudem können bindende Widmungspflichten bestehen, falls das Gebäude eine frühere Schenkung an den Orden war.
Welches Vorgehen bietet sich an?
- Damit ein Gebäude nicht verfällt, müssen Heizungen laufen, Wände gewärmt, Leitungen gespült und Fenster geöffnet werden. Dies lässt sich im Alltag nur bewerkstelligen, wenn der Großteil der Räume regelmäßig genutzt wird oder eine Person mit diesen Aufgaben betraut wird. Lassen Sie dies entsprechend in Ihre Planungen einfließen.
- Ein Kloster hat einen niedrigen CO2-Fußabdruck, der besser ausfällt als bei Neubauten, die unter strengen Auflagen errichtet werden. Dennoch erzeugen die zahlreichen Gemeinschaftsflächen (großzügige Gänge, Küche, Waschküche, Hauswirtschaftsräume, großflächige Keller) und die hohen Decken erhebliche Kosten für Heizung, Wasser, Betrieb, Instandhaltung und Reinigung, die auf die Wohn- oder Gewerbeflächen umgelegt werden müssen. Dies gilt es, bei der Kalkulation und auch bei der Planung der Personaldecke zu berücksichtigen.
- Wie groß ist Ihr Haus und welche Nutzung(en) haben Sie geplant? Recherchieren Sie, wie viel Personal in vergleichbaren Einrichtungen beschäftigt wird. Bestehende Klöster sind meist bestens gepflegt. Bedenken Sie jedoch, dass in einer Ordensgemeinschaft jeder feste Aufgaben hat. Die Ordensmitglieder fühlen sich darüber hinaus der Gemeinschaft und ihrem Kloster stark verpflichtet und gehen in der Regel keiner Tätigkeit außerhalb der Ordensgemeinschaft nach. Diese Faktoren entfallen bei einer Nachnutzung, was einen erhöhten Personalbedarf nach sich zieht.
- Im Rahmen einer Selbstverwaltung lassen sich Instandhaltung und Reinigung nicht vollumfänglich lösen. Der Aufwand geht weit über das hinaus, was beispielsweise in einem genossenschaftlich verwalteten Wohnhaus zu erwarten wäre. Ist dennoch eine Selbstverwaltung geplant, so ist von einem hohen Koordinations- und Kommunikationsaufwand auszugehen. Jemand sollte in Bezug auf das Thema Hauswirtschaft von Anfang an den Hut auf haben und koordinierend tätig sein. Denken Sie am besten ein Konzept vor, bevor die ersten Nutzerinnen und Nutzer einziehen. So kann ihnen bereits vor dem Einzug kommuniziert werden, wie viel Aufwand vermutlich auf sie zukommen wird.
- Viele Menschen erzeugen viel Müll. Entwerfen Sie daher ein robustes Müll- und Recyclingkonzept, das einer großen Menge an Abfall gerecht wird. Bedenken Sie, dass die Wege durch das Kloster weit sind, was die Entsorgung von Müll für die oder den Einzelnen erschwert. Das Konzept sollte eingängig sein, damit die Nutzerinnen und Nutzer entsprechend mitwirken können.
- Zu den hohen Kosten, die anfänglich für Umbau und Genehmigung anfallen, kommen die hohen Kosten für den Betrieb. Erstellen Sie als Nachnutzer daher ein robustes wirtschaftliches Konzept, das sich langfristig rechnet. Entwickeln Sie ein trag- und marktfähiges Geschäftsmodell und erstellen Sie einen Businessplan. Kalkulieren Sie dabei großzügig, da viele Kosten bei einem so alten Gebäude im Vorhinein nicht genau zu beziffern sind. Planen Sie die Kosten für eine Gebäudeversicherung ein, die auch im Brandfall greift.
- Für den Umgang mit verbleibenden sakralen Einrichtungsgegenständen empfiehlt es sich, von Anfang an eine klare Haltung zu finden. Können bewegliche Denkmäler ausgelagert werden oder gibt es bewegliche Denkmäler, die laut Denkmalschutz verbleiben müssen? Wie lassen sich Denkmäler, die bleiben müssen oder die Sie behalten wollen, in den alltäglichen Betrieb des Gebäudes integrieren?
- Klöster erfüllen in der Regel nicht die heutigen Erwartungen in Sachen Internet. Wie dieses Problem gelöst werden kann, hängt neben der bereits vorhandenen Technik auch vom Nutzungskonzept ab. Allerdings ist davon auszugehen, dass die künftigen Nutzerinnen und Nutzer auch in ihren eigenen Räumlichkeiten eine Internetanbindung erwarten bzw. benötigen. Lassen Sie hierfür von Fachleuten ein Konzept erstellen.